Um die kühleren Temperaturen am Morgen auszunutzen, entschlossen wir uns bereits um 6:30 Uhr unsere Fahrräder zu besteigen und uns auf den Weg nach Nave San Felice, einem kleinen Ort nördlich von Trient, zu machen.
Dies war eine kluge Entscheidung, denn so konnten wir die ersten zwei Stunden bei angenehmen Temperaturen und teilweise noch im Schatten der hohen Berge fahren.
Auch wurden wir für das frühe Aufstehen durch atemberaubende Ausblicke auf das Tal der Etsch (italienisch Adige) entschädigt.
Von nun an ging es ständig an Weinstöcken vorbei auf dem perfekt ausgebauten Radweg nach Norden. Die Via Claudia Augusta schlängelt sich zwischen den Weinplantagen hindurch und bietet häufig immer neue und interessante Fotomotive. So macht das Radfahren Freude!
Nach 33 Kilometern machten wir die erste längere Pause am Bicigrill Ruota Libera. Bicigrill heißen in Italien die bewirtschafteten Fahrradrastplätze.
„Steht es, dann lädt es“ – so lautet bekanntlich das Motto der Elektromobilität. Also nutzten wir die Unterbrechung, um auch unseren E-Bikes Strom zuzuführen. Dieser Bicigrill ist für E-Bike-Fahrer ein willkommenes Ziel, denn er bietet mehrere normale Steckdosen um kostenlos die Akkus aufzuladen – nicht nur die der Fahrer, sondern auch die der E-Bikes.
Wenn man schon kostenlosen Strom bezieht, dann ist es Ehrensache auch etwas zu verzehren. Der selbstgemachte Kuchen der Mama des Hauses ist besonders zu empfehlen.
Nach etwa einer halben Stunde hatten wir genug Energie getankt, um das nächste Teilstück nach Rovereto in Angriff zu nehmen.
Etwas, was es in Deutschland fast gar nicht gibt, sind öffentliche Trinkbrunnen. Auf der italienischen und österreichischen Strecke der Via Claudia Augusta gibt es in fast jedem Ort mindestens einen davon. Diese Möglichkeit, um frisches und meist auch kaltes Wasser abzufüllen nutzten wir reichlich. Auch kühlten wir unsere Beine und Arme, um so die Hitze wenigstens für eine kurze Zeit erträglich zu machen.
Dieser Esel war an uns sehr interessiert.
Nach 55 Kilometern war Rovereto erreicht. Die Temperatur näherte sich schon den 30°C und so entschieden wir, es ist Zeit für eine Eispause. Wie zufällig befindet sich direkt an der Via Claudia Augusta die Gelateria Zenzero, die ein ausgezeichnetes Eis anbietet.
Und da sich gegenüber der Eisdiele an einem kleinen Platz auch noch eine E-Bike-Ladestation und ein Brunnen befanden, konnten wir gleich mehrere Dinge auf einmal erledigen.
Während unseres kurzen Aufenthalts kamen mindenstens 10 Rennradfahrer vorbei und erfrischten sich an diesem Brunnen. Eis haben sich nur zwei davon gegönnt …
Nach 81 Kilometern fuhren wir durch Trient (italienisch Trento). Gerne hätten wir einen Abstecher durch die Innenstadt gemacht und uns die Altstadt näher angesehen. Aber wir waren wegen der Hitze so geschlaucht, dass wir es bei einer kurzen Trinkpause an einem Brunnen beließen. Schade, aber uns stand nicht der Sinn nach Sightseeing.
Aber auch so konnten wir einige Eindrücke sammeln, zum Beispiel von der Seilbahn nach Sardagna hinauf.
Endlich, nach 97 Kilomentern, 8 Stunden Fahrzeit, davon 5:30 Stunden auf dem Sattel, erreichten wir unser Hotel Alla Nave in Nave San Felice. Das Thermometer zeigte mittlerweile 37°C, wir waren völlig verschwitzt und ziemlich kaputt nach dieser (für uns) langen Strecke. Normale und kühlere Temperaturen hätten uns nicht so zugesetzt, so aber waren wir froh, endlich unser heutiges Ziel erreicht zu haben.
Das Hotel ist auf Radfahrer optimal eingestellt, denn es gibt eine Garage für Räder, die nur mit einem Code zu öffnen ist. Unser Zimmer war etwas klein, aber für eine Nacht auf der Durchreise völlig ausreichend. Von der Durchgangsstraße und der Zugstrecke zum Brenner merkten wir nichts, da das Zimmer auf der Hotelrückseite lag.
Das Abendessen war auch sehr gut, so dass für das Hotel eine Empfehlung auszusprechen ist.
In meinem Komoot-Profil ist der genaue Streckenverlauf zu sehen:
https://www.komoot.de/collection/1701339/-via-claudia-augusta