Via Claudia Augusta, Tag 10 – Home sweet Home

Irgendwann möchte man einfach nur noch ankommen. So schön und mit vielen überragenden Erlebnissen gespickt die ersten Tage auf dieser Radreise auch waren, die letzten drei Etappen ab Schongau, standen unter dem Motto „schnell nach Hause“.

Landschaftlich hat die Mittel- und oberfränkische Gegend schon einiges zu bieten, aber kann natürlich nicht mit Südtirol und den Alpen mithalten. Das war uns schon vor der Reise klar.

In der Planungsphase gab es auch Überlegungen die Reise in Augsburg zu beenden. Aber wir hatten den Ehrgeiz, von Verona nach Hause durchgehend mit dem Rad zu fahren. Also mussten wir auch in Kauf nehmen, einige Streckenabschnitte einfach abzustrampeln.

Ab Fürth ging es erst der Pegnitz und dann der Regnitz entlang, ehe wir kilometerlang am Rhein-Main-Donau-Kanal fuhren. Dieser Teil war mit Abstand der Uninteressanteste der ganzen Reise.
Dies sollte sich zum Glück bald ändern, denn diverse Seen und Weiher lagen dann rechts und links der Route.
Aber viel mehr gibt es auch schon nicht mehr zu berichten, denn mit 61 Kilometern war die 10. Etappe der Radreise nach der ersten auch die zweit kürzeste.

Wasserrad an der Pegnitz bei Fürth
Wasserrad an der Pegnitz bei Fürth
Solarberg bei Fürth
Am Rhein-Main-Donau-Kanal bei Erlangen
Kapelle bei Adelsdorf

Und nach 3 Stunden Fahrt waren wir dann auch wieder Zuhause.
Glücklich, zufrieden und stolz über das Erreichte, über die Durchquerung der Alpen, über unzählige Erlebnisse an die wir noch lange denken werden und dass wir die Reise ohne Radpanne, Unfall oder Verletzung geschafft haben.

Den genauen Streckenverlauf kann man in meinem Komoot-Profil sehen:
https://www.komoot.de/collection/1701339/-via-claudia-augusta

Hier noch einige Daten:

FahrräderBergamont E-Ville Elite
AntriebBosch Performance Line CX Cruise, Gen. 4
AkkuBosch 625 Wh
KamerasHandy Samsung S20FE
GoPro Hero 9
gefahrene Kilometer823 km
App für Übersicht von LadestationenE-Station (ist sehr zu empfehlen!)
Höhenmeter7.071
reine Fahrzeit45 Stunden
längste Etappe125 km
Erlebnisseunendliche viele

Via Claudia Augusta, Tag 9 – Von der Donau bis nach Fürth

Nach einer erholsamen Nacht genossen wir das sehr ausführliche Frühstücksbuffet im Hotel im Ried in der Donauwörther Innenstadt. Das Zimmer und auch das Bad waren sehr geschmackvoll eingerichtet, aber besondes erwähnenswert war das Frühstück mit einer Vielzahl von selbst hergestellten Kuchen, Muffins und sonstigen Süßspeisen. Darum kann man das Hotel nur empfehlen für Übernachtungen in Donauwörth. Auch weil unsere Räder sicher in einer abschließbaren Garage untergebracht waren.

Nach dem Start fuhren wir noch durch die Innenstadt, ließen aber rasch Donauwörth hinter uns und machten uns auf dem Weg nach Nürnberg. Wie weit wir fahren würden, ließen wir offen, denn wir wollten sehen, wie es läuft und wieviel Lust wir noch haben werden.

Das Streckenprofil auf den Weg in das Nürnberger Land war durchaus anspruchsvoll, ständig ging es auf und ab – längere ebene Abschnitte gab es wenig. Das machte es zwar etwas interessanter, aber auch anstrengender.

Nach der Durchfahrung von Treuchtlingen rollten wir nach 46 Kilometern in Weißenburg ein, wo wir am Martin-Luther-Platz eine Mittagspause einlegen. Die Akkus der Räder luden währenddessen im nahen Reichsstadtmuseum, wo es Schließfächer zum Laden gibt.

Statue von Martin Luther in Weißenburg
Weißenburg

Nachdem wir uns gestärkt hatten ging es weiter. Zum Glück war genug Strom in den Akkus, so konnten wir großzügig mit der Motorunterstützung die weitere Strecke fahren. Hoch und runter, so blieb es auch auf den nächsten Kilometern bis kurz vor Nürnberg.

Wir fuhren unterwegs durch zahlreiche kleine Ortschaften, in denen alte Gebäude aus Sandstein stehen, die so typisch für den mittelfränkischen Raum sind.

Pleinfeld

Besonders viel Mühe gab man sich bei der Namenssuche für die Straßen in Obersteinbach im Landkreis Abendberg offensichtlich nicht.

Sehr kreative Namensgebung

Einen letzten kurzen Ladestopp legten wir in Kammerstein kurz vor Schwabach bei Aldi ein, wo es Ladestationen für E-Autos und E-Bikes gibt. Ausser uns hatte die selbe Idee ein anderer Radreisender, der die Wartezeit während des Ladevorgangs nutzte, um es sich gemütlich zu machen.

Laden bei Aldi

Ab Schwabach wurde es dann kein großer Genuss mehr zu fahren, wir durchquerten zahlreiche Nürnberger Vororte mit all den Nachteilen, die ein Radfahren durch Großstädte so mitbringt.

Auch hatten wir den ganzen Tag mit teilweise heftigem Gegenwind zu kämpfen, der unsere Laune auch nicht gerade hob und an den Kräften zehrte (trotz E-Bike). Darum waren wir froh nach 113 Kilometern endlich unser heutiges Ziel in Fürth erreicht zu haben.

Noch eine Etappe, dann haben wir es geschafft und wir sind Zuhause!

Den genauen Streckenverlauf kann man in meinem Komoot-Profil sehen:
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Via Claudia Augusta, Tag 8 – Ende – oder doch nicht?

In der Nacht zogen zahlreiche Gewitter über Schongau hinweg und auch am Morgen regnete es noch leicht. Trotzdem fuhren wir los, denn das Tagesziel war Donauwörth, dem offiziellen Endpunkt (oder Startpunkt, je nachdem in welche Richtung man fährt) der Via Claudia Augusta. Und Donauwörth ist von Schongau 125 Kilometer entfernt.

Aber schon nach 20 Kilometern waren wir gezwungen, zum ersten Mal auf dieser Radreise, unsere Regensachen anzuziehen, denn es begann zu regnen . Nein, es fing an zu schütten!
Und dies sollte die nächsten zwei Stunden so weitergehen.
Wir fuhren aber unverdrossen weiter, irgendwie machte es ja auch Spaß im strömenden Regen radzufahren – zumindest ein wenig.

So einem lang anhaltenden Regen waren wir und unsere Regenkleidung auf dem Rad noch nie ausgesetzt. Leider muss man sagen, dass die Regenjacken den Test nicht unbedingt bestanden haben. An einigen Stellen hielten sie nicht dicht. Eventuell müssen wir da nachbessern.
Hat ein Leser einen Tipp für eine leichte und platzsparende Regenjacke?

Nachdem wir bisher auf dieser Radreise immer Temperaturen von über 30°C hatten, war es ganz angenehm einmal nicht zu schwitzen. Aber mussten es „nur“ 18°C sein? Ein wenig froren wir schon…

Was wir vom Regenwetter hielten ist deutlich zu sehen

Aber nach Regen kommt Sonne und so war es auch. Das Schlechtwetterband zog weiter und rasch hörte es auf zu regnen und die Sonne kam wieder heraus.

In Oberottmarshausen, nach etwa 60 Kilometern, war es Zeit für eine Pause. Während wir uns verpflegten und die nasse Kleidung trockneten, wurden die Akkus der E-Bikes mit frischen Strom versorgt.

Laden der Akkus und Trocknen der nassen Kleidung

Auf dem Weg nach Donauwörth durchquerten wir Augsburg und wenn man schon einmal da ist, dann kann man sich auch die Fuggerei ansehen. „Die Fuggerei in Augsburg ist eine der ältesten bestehenden Sozialsiedlungen der Welt. Die Reihenhaussiedlung stiftete Jakob Fugger „der Reiche“ im Jahr 1521. Heute wohnen in den 140 Wohnungen der 67 Häuser 150 bedürftige katholische Augsburger Bürger für eine Jahres(kalt)miete von 0,88 Euro. Sie sprechen dafür täglich einmal ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria für den Stifter und die Stifterfamilie Fugger. Bis heute wird die Sozialsiedlung aus dem Stiftungsvermögen Jakob Fuggers unterhalten.“ (Quelle Wikipedia).

Fuggerei in Augsburg
Fuggerei in Augsburg

Fahrten durch größere Städte empfinde ich meistens als Qual. Ständig muss man an Ampeln anhalten oder auf andere Verkehrsteilnehmer achten. Dies ging uns am nächsten Tag in Nürnberg genauso. Darum versuche ich möglichst schnell wieder aus den Städten herauszukommen und die Aufenthaltszeit so kurz wie nötig zu halten. Auch auf die Gefahr hin, von den Sehenswürdigkeiten nicht viel mitzubekommen.
Die Außenbezirke von Großstädten muss man meist ja auch passieren. Im Süden und Norden und durch Augsburg fuhren wir auf wenig reizvollen Radwegen entlang, die parallel von Hauptverkehrsstraßen verliefen. Insgesamt zog es sich so fast 40 Kilometer hin.

Uns war schon bewusst, dass die landschaftlich schönen Etappen hinter uns lagen. Aber zur Kür gehört auch die Pflicht. Uns blieb nichts anderes übrig als „Kilometer zu machen“ um Donauwörth zu erreichen.

Kirche in Mertingen

Die Etappe von Schongau nach Donauwörth war mit 125 Kilometer und 6:24 Stunden reiner Fahrzeit die längste auf unserer Radreise. Die letzten 40 Kilometer hatten wir mit heftigem Gegenwind zu kämpfen, der das Fortkommen nicht einfacher machte. Umso froher waren wir, als das Hotel im Ried in Donauwörth erreicht war und wir die Via Claudia Augusta offiziell in der ganzen Länge geschafft hatten.

Hotel im Ried in Donauwörth

Damit sollte unsere Radreise ja noch nicht beendet sein, wir hatten vor bis nach Hause zu fahren. Und das würde noch einmal zwei weitere Tage auf dem Rad bedeuten.

Das Hotel war das einzige auf der ganzen Reise mit Fliegengittern an den Fenstern. Dies mag nur ein kleines Detail sein, bedeutete aber, dass wir die Fenster nachts offenlassen konnten, ohne das uns lästige Mücken um den Schlaf brachten.

Den genauen Streckenverlauf kann man in meinem Komoot-Profil sehen:
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Via Claudia Augusta, Tag 7 – Absturzgefahr auf dem Fernpass

War der gestrige Tag schon gespickt mit Highlights, sollte dieser Tag der Radreise auf der Via Claudia Augusta nicht weniger spektakulär und ereignisreich werden.

Erst einmal genossen wir ein gutes Frühstück im Hotel Seeblick in Nasserreith. Geschlafen haben wir gut, obwohl das Zimmer über keine Klimaanlage verfügte. Aber in der Nacht kühlte das Zimmer auch so gut ab, so dass ein erholsamer Schlaf möglich war.

Die Aussentemperatur war um halb neun Uhr noch angenehm, also sattelten wir die Räder und fuhren los. Vom Start weg ging es rauf, erst gemächlich, dann immer mehr.
Die ersten Kilometer mit Steigungsraten von 2 bis 6 % waren nur der Aufgalopp. Richtig heftig war der Teil der nach oben bis zum Fernpass folgte. Steigungen von bis zu 17 % forderten von Mensch und Maschine alles ab.
Der Radweg ist eigentlich nicht als solcher zu bezeichnen, Mountainbike-Trail wäre richtiger.
Selten breiter als einen Meter, geht es auf der einen Seite steil nach oben, auf der anderen dutzende Meter steil nach unten.
Nicht geübte oder unsichere Fahrer sollten sehr vorsichtig sein, denn die Absturzgefahr ist durchaus gegeben.


Wir hatten das Glück schon am Vormittag diesen Abschnitt zu befahren, der Gegen- oder Überholverkehr hielt sich in Grenzen. Wenn man entgegenkommenden Radler oder langsamer oder gar schiebende Radreisenden ausweichen muss, kann es schon unangenehm gefährlich werden.
Ganz schlimm stelle ich es mir vor, wenn die Strecke nass und vom Regen aufgeweicht ist. Zahlreiche Wurzeln und Steine auf dem Weg erforderten schon bei gutem Wetter und Trockenheit unsere volle Aufmerksamkeit.
Dieser Teil des Radwegs ist wirklich nicht einfach zu befahren. Ohne E-Bike stelle ich es mir sehr anstrengend vor.
Aber landschaftlich und bei schönem Wetter ist es ein Traum! Ständig bieten sich einem fantastische Ausblicke auf die grandiose Bergwelt!

Der Weg ist in Natura genauso schmal wie er auf dem folgenden Bild aussieht. Dafür ist die Aussicht unglaublich!

Aufstieg zum Fernpass
Einer der wenigen ebenen Abschnitte auf dem Weg zum Fernpass
Nein, hier ist niemand begraben
Mir gefallen diese Steinhaufen

Nach 11 Kilometern und fast 500 Höhenmetern war der Aufstieg zum Fernpass geschafft. Auf den nächsten Kilometern konnten wir uns an der tollen Landschaft gar nicht satt sehen. Wir waren froh die größten Anstiege dieser Radtour auf der Via Claudia Augusta geschafft zu haben.
Die entgegenkommenden Radreisenden, die (genauso wie wir und teilweise noch mehr bepackt waren) sich nach oben quälten, hatten noch das Meiste vor sich.

Wir konnten es aber nun rollen lassen und hatten erst einmal keine größeren Steigungen vor uns.

Weißensee

Von Lermoss hatten wir einen sagenhaften Blick auf die Zugsitze.

Postkartenmotiv mit der Zugspitze

Bei Reutte kamen wir zur Highline 179, die eine Fußgänger-Hängebrücke in Form einer Seilbrücke ist. Sie erstreckt sich in einer Höhe von bis zu 113 Metern auf eine Längen von 406 Metern über das Tal. Und nein, wir hatten keine Ambitionen darüber zu laufen. Wir beschränkten uns darauf, unterhalb eine längere Pause einzulegen und währenddessen die Akkus der E-Bikes zu laden.

Hängebrücke bei Reutte

Von Reutte war es dann nicht mehr weit bis Füssen und zum Forgensee. Nach einer kurzen Besichtigungsdurchfahrt der Innenstadt von Füssen überlegten wir, wie weit wir heute noch fahren wollten.

Lechfall bei Füssen
Lechfall bei Füssen
Füssen
Füssen

Wir hatten zwei Optionen: In Füssen übernachten, oder noch ein Stück weiterfahren, damit die verbleibende Reststrecke nach Hause kürzer wird. Wir entschieden uns für die zweite Möglichkeit. Dafür musste aber noch etwas Strom in die Akkus. Bei einem Lidl-Markt im Norden Füssens gibt es eine kostenlose Ladestation. Wir fuhren sie an und machten eine kurze Pause, bei der wir Schongau als neues Ziel festlegten.

Laden bei Lidl

Wer kennt es nicht: Nach Pausen hat man manchmal überhaupt keine Lust mehr weiterzumachen. Mir ging es jetzt so, ich war in einem Motivationsloch. Die Aussicht bei über 30°C noch einmal über 40 Kilometer bis Schongau zu radeln, war nicht sehr reizvoll.
Auch der herrliche Blick über den Forgensee, auf die Berge und Schloss Neuschwanstein konnte meine Motivation nicht steigern.

Forgensee und Schloss Neuschwanstein

Da half nur eines: Ein erfrischendes Bad. Wie ich war, stürzte ich mich in das herrlich kühle Nass des Forgensee. Tat das gut! Meine Motivation war wieder da und wir konnten nun die restliche Strecke in Angriff nehmen.
Und die hatte es in sich.

Ein kurzes Bad im Forgensee

Der Radweg auf der Via Claudia Augusta nördlich von Füssen führt zuerst mehr als 11 Kilometer in Ufernähe des Forgensees entlang, um anschließend durch das leicht hügelige Voralpenland zu gehen. Da auch noch Rückenwind herrschte, flogen die Kilometer nur so dahin und wir waren in einem Stimmungshoch. Die eindrucksvolle Landschaft hatte daran einen großen Anteil.

Die Berge liegen hinter uns, wir haben es geschafft, die Alpen zu durchqueren!

Saftige grüne Wiesen und die Alpen – eine Kulisse wie gemalt

Oft sieht man auf der Via Cludia Augusta diese Meilensteine, die ein wenig über die Geschichte dieser alten Römerstraße erzählen.

Nach 102 Kilometern ab dem Start in Nassereith erreichten wir um 18 Uhr das Hotel Holl in Schongau. Von aussen wirkt das Hotel nicht besonders einladend, dafür sind die Zimmer umso schöner.

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Via Claudia Augusta, Tag 6 – Drei Länder an einem Tag

Gut erholt und frisch gestärkt vom sehr reichlichen Frühstück im Hotel St. Nikolaus starteten wir um 8 Uhr in Burgeis.

Frühstück im Hotel St. Nikolaus in Burgeis


Bis zum Reschensee warteten noch etwa 250 Höhenmeter auf uns, die wir aber rasch und ohne große Anstrengung hinter uns brachten. Auch weil uns die sehr schöne Landschaft immer wieder zum Staunen brachte. Zahlreiche kurze Fotostopps mussten natürlich sein.

Mit dem Erreichen des Haidersees war der größte Anstieg geschafft und die Fahrt dorthin und entlang seines Ufers gehört sicherlich zu den schönsten Abschnitten dieser Radreise.

Durch saftige Wiesen geht es hinauf zum Haider- und Reschensee
Haidersee

Vom Nordufer des Haidersees hat man einen sagenhaften Blick auf den Ortler.

Blick auf den Ortler

Am Ufer des Reschensees kamen wir dem Highlight der Radtour von Verona nach Stegaurach immer näher.

Reschensee

Wir haben es geschafft bis zum Reschensee zu fahren! Von Verona (Meereshöhe 60 m) bis zum Reschensee (1500 m) sind wir mit unseren Fahrrädern emporgestrampelt. Was waren wir stolz und zufrieden dieses Zwischenziel geschafft zu haben. Von nun an geht es tendenziell nur noch bergab, die größten Schwierigkeiten liegen hinter uns. Dachten wir… und ahnten nicht, dass der Fernpass noch auf uns warten würde mit nicht minder anstrengenden Steigungen. Aber dazu später mehr.

Wir haben es geschafft, wir sind am Reschensee!

Den prägnantesten Blickpunkt am Reschensee und das Wahrzeichen des Gebiets stellt der im See stehende Kirchturm des untergegangenen Dorfes Graun dar. Er ragt auch bei hohem Wasserstand aus dem Wasser des Sees. Es ist der aus Gründen des Denkmalschutzes nicht gesprengte Glockenturm der ehemaligen Pfarrkirche St. Katharina.

Am Parkplatz beim Kirchturm gibt es eine Ladestation für E-Bikes. Eine gute Idee, denn egal aus welcher Richtung man kommt, frischen Strom für die Fahrräder kann man gut gebrauchen. Während unseres Aufenthalts nutzten wir natürlich die Gelegenheit die Akkus unserer E-Bikes aufzuladen. Zwar sollte es die nächsten 70 Kilometer permanent bergab gehen, aber ein voller Akku gibt Sicherheit und Flexibilität. Ausserdem gilt: „Steht es, dann lädt es“.

Ladestation am Reschensee

Vorbei ging es an einem der wenigen noch verbliebenen Bauernhöfe am Reschensee. Die Kühe waren irgendwie sehr an meiner Tasche interessiert, obwohl nichts zum Essen darin enthalten war.

Interessierte Kühe in Reschen am See

Kurz danach waren wir am Dach der Radtour angelangt. Der Höhenmesser am Handy zeigte 1505 Meter. Höher sollten wir auf dieser Radreise nicht mehr kommen. Der Stolz, das Glück und die Zufriedenheit ist uns anzumerken.

Von nun an war Genussradeln angesagt, stetig verloren wir Höhenmeter. Vorbei an Skipisten und durch grüne, saftige Wiesen, erreichten wir Österreich. Rechts und links des engen Tals türmten sich die hohen Berge auf und bei Nauders hatten wir noch die Steigung zur Norbertshöhe zu absolvieren, ehe es 6 Kilometer rasante 400 Höhenmeter hinunter in die Schweiz ging.

Genussradeln durch traumhafte Landschaften
Norbertshöhe 1405 m bei Nauders

Von der Norbertshöhe, die ein beliebtes Fotomotiv abgibt, ging es über 11 Kehren fast 400 Höhenmeter hinab nach Martina in die Schweiz. Ja, richtig gelesen. Man fährt einige Kilometer durch die Schweiz. Es empfiehlt sich, auf seinem Handy das Datenroaming auszuschalten, damit es bei der Abrechnung später keine unliebsame Überraschung gibt.

Die Abfahrt ist sehr schön zu fahren, auch weil die Straße in gutem Zustand ist und teilweise neu asphaltiert wurde bzw. gerade wird. Man kann das Rad gut laufen lassen, sollte es aber nicht übertreiben. Ich habe es gar nicht erst versucht einen persönlichen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen. Schneller als 60 km/h bin ich nicht gefahren, obwohl die Versuchung schon groß war meinen Rekord von 77 km/h zu übertreffen.

Am Ende der Abfahrt war auch schon die Grenze von Österreich zur Schweiz. Jedoch gab es keine Kontrollen, so dass wir ungehindert in die Schweiz einreisen konnten.

Grenzübergang von Österreich in die Schweiz

Lange fährt man nicht in der Schweiz, nach ein paar Kilometern verließen wir die gut ausgebaute Straße und machten einen Abstecher nach Altfinstermünz, einer mittelalterlichen Gerichtsstätte und Grenzbefestigung.
Malerisch in der engen Schlucht des Inns gelegen, sind die alten Gebäude ein echter Hingucker. Auch hier mitten in den Alpen machte sich die Dürre der letzten Wochen und Monate in 2022 bemerkbar, führte doch der Inn merklich weniger Wasser als üblich.

Altfinstermünz
Altfinstermünz
Altfinstermünz

Natürlich musste ein Fotostopp an dieser Unterführung bei Tösens sein, so ein Motiv lässt man sich doch nicht entgehen.

15 Uhr war es mittlerweile geworden, als wir in Landeck ankamen, das auf etwa 800 Metern liegt. Das bedeutet seit dem Reschensee waren wir schon 700 Höhenmeter bergab gefahren. Und nicht nur das, wir waren auch schon wieder fast 7 Stunden unterwegs und brauchten eine längere Pause. Diese legten wir in Landeck bei einem Cafe ein, wo wir uns einen großen Erdbeereisbecher und kühle Getränke gönnten.
Auch erfrischten wir die Arme und Beine in einem Brunnen. Am liebsten hätte ich mich hineingelegt! Das Thermometer zeigte auch schon wieder mehr als 30°C.

Erfrischung für den erhitzen Körper

Wir hatten aber noch 55 Kilometer bis zum heutigen Ziel in Nassereith im Hotel Seeblick vor uns. Zum Glück konnten wir während der Pause die Akkus der E-Bikes aufladen. So mussten wir uns um die Reichweite keine Sorgen machen und konnten die restliche Strecke mit höherer Motorunterstützung entspannt fahren.

Ladestation in Landeck

18 Uhr war es, als wir endlich nach 6 Stunden reiner Fahrzeit und 113 Kilometern in Nassereith ankamen. Unsere Räder konnten wir in der hoteleigenen Tiefgarage abstellen.
Obwohl es vom Reschenpass bis nach Imst fast 70 Kilometer eigentlich nur bergab ging (ab Imst ging es dann bis Nassereith 15 Kilometer wieder bergan), waren wir doch recht erledigt und über eine erfrischende Dusche froh.

Jeder Tag auf dieser Radreise hielt bisher tolle Erlebnisse für uns bereit. Aber der heutige Tag war dann doch noch etwas besonderes und wird uns lange in Erinnerung bleiben.

In meinem Komoot-Profil ist der genaue Streckenverlauf zu sehen:
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Via Claudia Augusta, Tag 5 – Ruhetag in Burgeis

Bekanntlich legen die Fahrer der Tour de France nach anstrengenden Bergetappen auch gerne mal einen Ruhetag ein. Ich möchte uns natürlich nicht mit Profirennfahrern vergleichen. Und die Höhenmeter, die wir am vorherigen Tag zu absolvieren hatten, mögen für Andere wenig sein. Wir jedoch waren froh nach vier Tagen unseren Körpern eine Erholung zu gönnen.
Körperliche Beschwerden hatten wir zum Glück bislang keine, aber der verlängerte Rücken und besonders die Sitzstellen verlangten nach einer Pause. Ausserdem waren für diesen Tag gewittrige Schauer angesagt.

Am Vormittag machten wir einen Spaziergang durch Burgeis und erfreuten uns an der Landschaft.

Hoch oberhalb des Ortes thront das Kloster Marienberg des Benediktinerordens.

Abtei Marienberg

Die Fürstenburg beherbergt heute eine Fachschule für Land- und Forstwirtschaft.

Fürstenburg
Ortsmitte von Burgeis

Vom Balkon unseres Zimmers, auf den wir uns nach dem Spaziergang entspannten, hatten wir einen guten Blick auf den schneebedeckten Ortler.

Ortler

Eine kleine Stärkung an Nachmittag musste natürlich sein …

Espresso und Tiroler Apfelstrudel

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Via Claudia Augusta, Tag 4 – Hoch hinaus im Vintschgau

Der frühe Vogel fängt den Wurm. Man kann sich denken, warum ich das schreibe, denn Punkt sieben Uhr machten wir uns auf den Weg die nächste Etappe zu absolvieren.

Vor uns sollten 72 Kilometer und 900 Höhenmeter liegen und uns an unsere physischen Grenzen bringen. Davon ahnten wir aber noch nichts, als wir unser Hotel in Meran verließen.

Ich hätte gerne einmal gesehen, wie sich vier Personen auf diesem Rad fortbewegen.

Fast vom Hotel weg ging es langsam aber stetig konstant bergauf. Wir gewannen immer mehr Höhenmeter.

Kurz nach Meran bei Algund gab es diese schöne Holzbrücke zu bewundern


Die erste Herausforderung war der Anstieg (kanpp 200 Höhenmeter) zu den Trauttmansdorffer Thronsesseln, die einen wunderbaren Ausblick auf Meran boten. Gerade am frühen Morgen, wenn das Licht noch besonders ist und man an diesem Aussichtspunkt alleine ist, übt dieser Platz einen besonderen Reiz aus.

Trauttmansdorffer Thronsessel
Blick auf Meran

Ein paar Kilometer weiter fährt die Seilbahn Aschbach auf 1349 Meter hinauf. Natürlich ließen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen, stellten unser Gepäck beim freundlichen Kassier ab und nahmen die Bahn nach oben um anschließend mit den Rädern einen asphaltierten Weg wieder zur Talstation zu fahren.

Schon während der Auffahrt kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus, so wunderschön präsentierte sich das Tal und die hohen Berge.

Blick aus der fahrenden Gondel der Seilbahn ins Tal

Auf den 10 Kilometer nach unten in das Tal hielten wir mehrmals an, um das atemberaubende Panorama auf die schöne Landschaft zu genießen.

Bis ganz nach hinten und noch weiter mussten wir noch fahren

Unten angekommen wären wir am Liebsten noch einmal nach oben gefahren, so gut hat es uns gefallen.

Gut gelaunt und mit einem Hochgefühl fuhren wir jedoch weiter. Höhenmeter um Höhenmeter ging es immer mehr nach oben. Die Strecke war jetzt wieder wesentlich abwechlsungsreicher, denn sie führte durch zahlreiche kleinere und größere Orte, in denen es immer etwas zu sehen gab. Das Auge fährt schließlich mit und wenn es was zu sehen gibt, ist die Anstrengung auch nicht so sehr zu spüren.

In Naturns füllten wir unsere Wasservorräte auf und erfrischten uns, denn mittlerweile war das Thermometer wieder nahe an die 30°C geklettert. Die Abkühlung tat gut!

Trinkbrunnen in Naturns

Ebenso gelegen kam die Apfelsafttankstelle kurz danach. Dort konnte man zwischen drei verschiedenen Apfelsaftsorten wählen – wir haben von allen drei probiert. Lecker!
Der Preis von 0,50 € je 0,2l Becher war als äußerst fair zu bezeichnen. Auch deckten wir uns mit Äpfeln ein, die natürlich sehr gut schmeckten.

Apfelsafttankstelle

Die Mittagspause legten wir in Schlanders ein, wo wir auch unsere E-Bikes mit frischem Strom versorgten. Die bike energy-Ladestation ist als vorbildlich zu bezeichnen.
Es gibt insgesamt fünf Anschlüsse, wobei vier für die bike energy-eigenen Ladekabel sind. Weiterhin gibt es noch eine normale Steckdose.
Die für die unterschiedlichen E-Bike-Motor-Hersteller passenden Ladekabel kann man einem kleinen Schränkchen entnehmen. Das Laden ist kostenlos.

Innenstandt von Schlanders mit E-Bike Ladestation
Hier wird dem E-Bike-Fahrer die Reichweitenangst genommen

Eine Stunde reichte um die Akkus auf 90% aufzuladen, genug um die restlichen 500 Höhenmeter in Angriff zu nehmen – so hofften wir.

Keine Ahnung, was das ist … Im Zweifelsfall einfach – Kunst:

Frisch gestärkt radelten wir los und kamen bald durch Laas, was durch seinen Marmor bekannt ist. Die Marmorvorkommen im Laaser Tal wurden vermutlich bereits in der Römerzeit abgebaut. Sichtbare Zeugnisse des Marmorabbaus sind zahlreiche Skulpturen, die entlang des Radwegs stehen.

Auch konnten wir einen ersten Blick auf den 3905 m hohen Ortler erhaschen.

Blick auf den Ortler

Kurze Zeit später, nach Glurns, begann der heftige, aber auch landschaftlich schöne Anstieg in das heutige Ziel Burgeis. Über Kilometer hinweg waren Steigungen von mehr als 10 % zu absolvieren. Man konnte zusehen, wie die Restkapazität der Akkus immer mehr schmolz. Wir überholten einige Radler, die sich ohne elektrische Unterstützung den Anstieg hinaufquälten.
Aber selbst wir mit E-Bikes waren am Anschlag. Zum Glück nahm mit jedem Höhenmeter auch die Temperatur ab, so dass es einigermaßen erträglich war. Geschwitzt haben wir aber natürlich trotzdem.

Glücklich und zufrieden kamen wir schließlich in Burgeis an, dem heutigen Ziel.

Spontan entschlossen wir uns am nächsten Tag einen Ruhetag einzulegen, auch weil uns das Hotel St. Nikolaus in Burgeis und speziell deren Küche so gut gefallen hat.

Vier Knödelvariationen (v.l.: Speck, Rote Beete, Brennnessel und Kaspress) mit Nussbutter und Parmesan

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Via Claudia Augusta, Tag 3 – Kalterer See, Bozen und Meran

Nachdem auch am 3. Tag unserer Radreise auf der Via Claudia Augusta von Verona nach Stegaurach wieder Temperaturen nahe der 40°C zu erwarten waren, saßen wir schon wieder vor 7 Uhr auf den Satteln unserer Räder.
Die angenehmen Temperaturen um diese frühe Uhrzeit waren eine Wohltat, so konnten wir wenigstens die ersten Stunden bei nicht so anstrengenden klimatischen Bedingungen vorwärts kommen.

Ein Merkmal der Via Claudia Augusta sind die zahlreichen Bicigrils und auch sonstigen Rastplätze. Fast schon vorbildlich ist der bei dem Ort Salurn zu nennen, der nicht nur schön aussieht, sondern auch mit allerlei praktischen Sachen ausgestattet ist. So gibt es neben Frischwasser auch einen interaktiven Bildschirm, dem man einige interessante Fakten entlocken kann.

Rastplatz bei Salurn

Die ersten 30 Kilometer waren landschaftlich nicht ganz so reizvoll, ging es doch hauptsächlich auf einem Damm der Etsch entlang. Auch schlängelte sich der Radweg nicht, so wie noch am gestrigen Tag, zwischen den Weinanbauflächen entlang.

Darum waren wir froh, als wir bei Auer vom Radweg abwichen und den Weg zum Kalterer See einschlugen.

Die Abstecher hat sich auf alle Fälle gelohnt, bietet doch der Kalterer See und der Radweg dorthin traumhafte Ausblicke auf die grandiose Landschaft. Der wolkenlose blaue Himmel zusammen mit den endlosen Weinplantagen waren ein echtes Highlight.
Am liebsten wäre ich in den See gesprungen, aber leider führte der Radweg nicht direkt am Ufer entlang.

Still ruht der Kalterer See

Vom Kalterer See bis zum Ort Kaltern ging es nicht nur knapp 200 Höhenmeter nach oben, sondern fast ständig zwischen Weinstöcken entlang. Die Mühen des Anstiegs waren rasch vergessen, bei solch schönen Radwegen.

Blick auf den Kalterer See

Ab Kaltern bis nach Bozen führt der Radweg auf einer alten ehemaligen Bahntrasse entlang. Von den 7 Kilometern von St. Michael nach Bozen hinab waren wir restlos begeistert! Die 200 Höhenmeter, die wir erst bis Kaltern nach oben fuhren, ging es nun wieder nach unten. Nicht zu steil und nicht zu flach, so dass man fast die gesamten 7 Kilometer weder bremsen noch treten musste, man konnten die Räder einfach rollen lassen.
Aufpassen musste man nur auf die entgegenkommenden Radler, die sich keuchend den Weg nach Kaltern bahnten.

Eine alte Lok in Kaltern, die früher die ehemalige Bahntrasse befuhr

Wer wissen will, was wir an diesem Tag für ein reichhaltiges Mittagessen zu uns nahmen – bitteschön:

Apfel, Nüsse und Pizza vom Vorabend
Blick von Bozen in Richtung Meran

Die restlichen knapp 40 Kilometer von Bozen bis zum Etappenziel Meran boten nicht allzuviel Abwechslung, führte doch der Radweg fast immer direkt an der Etsch entlang. Auch waren keine Ortschaften zu durchfahren, die für etwas Abwechslung hätten sorgen können.

Einen kurzen spontanen Halt legten wir etwa in Höhe Vilpian an der Sporgl-Au Radrast ein.
Dort kann man nicht nur sein E-Bike mit Solarstrom laden (was wir nicht taten, unsere Akkus waren noch gut gefüllt und nach Meran war es auch nicht mehr weit), sondern man kann auch frischen Apfelsaft aus eigener Herstellung vom Biohof verköstigen. Zwar war der Apfelsaft nicht ganz billig (4 € für 0,4 l), schmeckte aber ganz hervorragend!
Außerdem waren wir für eine kurze Pause an diesem schönen Rastplatz dankbar.

Sporgl-Au Radrast

Darum waren wir ganz froh, nach 77 Kilometern endlich unser Hotel S’Rössl Cavallino erreicht zu haben, welches direkt an der Via Claudia Augusta gelegen ist. Da das Hotel neben der Pferderennbahn in Meran (deshalb auch der Name des Hotels) ist, wunderten wir uns nicht, dass Pferde über die Straße von den Stallungen zur Rennbahn geführt wurden.
In unserem Zimmer hing ein Bild des Pferds Acatenango – wer kennt es nicht … Das waren noch Zeiten, als die Galopper des Jahres in der Sportschau von Ernst Huberty gekürt wurden.

Hotel S’Rössl Cavallino in Meran

Über die gut funktionierende Klimaanlage in unserem Zimmer freuten wir uns ebenso, wie über den Balkon zum Trocknen der gewaschenen Radbekleidung und das gute Abendessen im Hotelrestaurant.

Gerne wären wir zum Abendessen in die Meraner Innenstadt gegangen, aber angesichts von 38°C verging uns die Lust auf Sightseeing. Schade, dass wir witterungsbedingt auf ausführliche Besichtungstouren in diesen ersten Tagen verzichten mussten.

Abendessen im Hotelrestaurant

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Via Claudia Augusta, Tag 2 – Heiß, heißer, am Heißesten

Um die kühleren Temperaturen am Morgen auszunutzen, entschlossen wir uns bereits um 6:30 Uhr unsere Fahrräder zu besteigen und uns auf den Weg nach Nave San Felice, einem kleinen Ort nördlich von Trient, zu machen.

Dies war eine kluge Entscheidung, denn so konnten wir die ersten zwei Stunden bei angenehmen Temperaturen und teilweise noch im Schatten der hohen Berge fahren.

Auch wurden wir für das frühe Aufstehen durch atemberaubende Ausblicke auf das Tal der Etsch (italienisch Adige) entschädigt.

Blick auf das Tal der Etsch am frühen Morgen

Von nun an ging es ständig an Weinstöcken vorbei auf dem perfekt ausgebauten Radweg nach Norden. Die Via Claudia Augusta schlängelt sich zwischen den Weinplantagen hindurch und bietet häufig immer neue und interessante Fotomotive. So macht das Radfahren Freude!

Rechts und links des Radwegs Weinstöcke
Eine wahre Freude hier entlang zu fahren

Nach 33 Kilometern machten wir die erste längere Pause am Bicigrill Ruota Libera. Bicigrill heißen in Italien die bewirtschafteten Fahrradrastplätze.
„Steht es, dann lädt es“ – so lautet bekanntlich das Motto der Elektromobilität. Also nutzten wir die Unterbrechung, um auch unseren E-Bikes Strom zuzuführen. Dieser Bicigrill ist für E-Bike-Fahrer ein willkommenes Ziel, denn er bietet mehrere normale Steckdosen um kostenlos die Akkus aufzuladen – nicht nur die der Fahrer, sondern auch die der E-Bikes.
Wenn man schon kostenlosen Strom bezieht, dann ist es Ehrensache auch etwas zu verzehren. Der selbstgemachte Kuchen der Mama des Hauses ist besonders zu empfehlen.

Man könnte sich glatt verfahren
Auch den E-Bikes gönnten wir eine Pause zum Auftanken

Nach etwa einer halben Stunde hatten wir genug Energie getankt, um das nächste Teilstück nach Rovereto in Angriff zu nehmen.
Etwas, was es in Deutschland fast gar nicht gibt, sind öffentliche Trinkbrunnen. Auf der italienischen und österreichischen Strecke der Via Claudia Augusta gibt es in fast jedem Ort mindestens einen davon. Diese Möglichkeit, um frisches und meist auch kaltes Wasser abzufüllen nutzten wir reichlich. Auch kühlten wir unsere Beine und Arme, um so die Hitze wenigstens für eine kurze Zeit erträglich zu machen.

Einer der zahlreichen Trinkbrunnen – eine willkommen Abkühlung bei 37°C!

Dieser Esel war an uns sehr interessiert.

Nach 55 Kilometern war Rovereto erreicht. Die Temperatur näherte sich schon den 30°C und so entschieden wir, es ist Zeit für eine Eispause. Wie zufällig befindet sich direkt an der Via Claudia Augusta die Gelateria Zenzero, die ein ausgezeichnetes Eis anbietet.
Und da sich gegenüber der Eisdiele an einem kleinen Platz auch noch eine E-Bike-Ladestation und ein Brunnen befanden, konnten wir gleich mehrere Dinge auf einmal erledigen.

Piazza Filzi
Gelateria Zenzero
Das Eis schmeckte sehr lecker!
„Zum Aufladen, anschließen, eigene Stromversorgung“
Vier Steckdosen zum Aufladen der E-Bikes sind hier vorhanden
Steht es, dann lädt es

Während unseres kurzen Aufenthalts kamen mindenstens 10 Rennradfahrer vorbei und erfrischten sich an diesem Brunnen. Eis haben sich nur zwei davon gegönnt …

Nach 81 Kilometern fuhren wir durch Trient (italienisch Trento). Gerne hätten wir einen Abstecher durch die Innenstadt gemacht und uns die Altstadt näher angesehen. Aber wir waren wegen der Hitze so geschlaucht, dass wir es bei einer kurzen Trinkpause an einem Brunnen beließen. Schade, aber uns stand nicht der Sinn nach Sightseeing.
Aber auch so konnten wir einige Eindrücke sammeln, zum Beispiel von der Seilbahn nach Sardagna hinauf.

Seilbahn nach Sardagna

Endlich, nach 97 Kilomentern, 8 Stunden Fahrzeit, davon 5:30 Stunden auf dem Sattel, erreichten wir unser Hotel Alla Nave in Nave San Felice. Das Thermometer zeigte mittlerweile 37°C, wir waren völlig verschwitzt und ziemlich kaputt nach dieser (für uns) langen Strecke. Normale und kühlere Temperaturen hätten uns nicht so zugesetzt, so aber waren wir froh, endlich unser heutiges Ziel erreicht zu haben.

Das Hotel ist auf Radfahrer optimal eingestellt, denn es gibt eine Garage für Räder, die nur mit einem Code zu öffnen ist. Unser Zimmer war etwas klein, aber für eine Nacht auf der Durchreise völlig ausreichend. Von der Durchgangsstraße und der Zugstrecke zum Brenner merkten wir nichts, da das Zimmer auf der Hotelrückseite lag.

Das Abendessen war auch sehr gut, so dass für das Hotel eine Empfehlung auszusprechen ist.

In meinem Komoot-Profil ist der genaue Streckenverlauf zu sehen:
https://www.komoot.de/collection/1701339/-via-claudia-augusta

Via Claudia Augusta, Tag 1 – Italia, wir kommen

Der EC 81 von München nach Bologna fuhr pünktlich um 7:34 Uhr vom Münchner Hauptbahnhof ab. Bei der Reservierung der Fahrkarten ist unbedingt darauf zu achten, für die Fahrräder Plätze im Wagen 262 zu buchen. Dies ist ein Gepäck- und Fahrradwagon, der während der Fahrt vom Personal abgeschlossen und von außen über die große Schiebetür be- und entladen wird. Dabei ist Bahnpersonal behilflich. Es gibt zwar in jedem Wagon auch zwei Radstellplätze (hängend), die aber so eng und klein sind, dass moderne Räder dort fast nicht verstaut werden können.

Eine Sitzplatzreservierung ist unbedingt zu empfehlen, der Zug war voll!
Einzelne Reisende ohne Reservierung mussten sogar auf dem Boden sitzen.

Nach knapp fünfeinhalb Stunden Fahrt erreichten wir Verona, wo der Zug etwa 15 Minuten Aufenthalt hatte. So war genug Zeit um die Räder an der Schiebetür entgegenzunehmen. Mit uns wurden nur zwei andere Räder aus München transportiert, es wäre also im Radabteil genug Platz gewesen.

Lange wollten wir uns in Verona nicht aufhalten, aber wenn man schon einmal da ist, darf ein Abstecher zur Arena natürlich nicht fehlen.

Arena in Verona

Über die Ponte Scaligero verließen wir dann auch schon wieder Verona.

Ponte Scaligero

Wir wollten so schnell es geht an den Gardasee, denn bei 35° C machte uns das Radfahren nicht wirklich viel Spaß. Die Strecke von Verona war nicht immer interessant, hatte aber durchaus ihre Reize. Ein kurzer Halt in Bussolengo zur Erfrischung tat uns richtig gut.

Brunnen in Bussolengo

Von einer Anhöhe konnten wir zum ersten Mal einen Blick auf den Gardasee erhaschen.

Blick über Weinberge zum Gardasee

Endlich, nach schweißtreibener Fahrt, erreichten wir den Gardasee, wo wir uns in die Fluten stürzten. Na ja, warme Badewanne würde es eher beschreiben. Durch die Trockenheit der letzten Wochen und Monate hatte der Gardasee Mitte Juli 2022 schon einen erheblichen Teil seines Wasser verloren, so dass an dieser Stelle der See sehr flach war. Dadurch war die Wassertemperatur hoch und eine wirkliche Erfrischung fand nicht statt.

Baden im Gardasee

Es gibt sicherlich an der Ostseite des Gardasees schönere Badestellen, aber das war uns in diesem Moment egal. Wir wollten uns erfrischen und eine Pause einlegen.

Endlich baden im Gardasee

Übernachtet haben wir in Costermano sul Garda im Hotel Pinamonte.
Das Hotel ist ruhig gelegen abseits des großen Trubels rund um den Gardasee. Unser Zimmer war groß und mit einem Doppel- und zwei Einzelbetten ausgestattet, obwohl wir nur ein Doppelzimmer gebucht hatten.
Die Einrichtung war schlicht, aber für eine Nacht völlig ausreichend. Bei 35° C Temperatur waren wir über die gut funktionierende Klimaanlage froh. Ausgezeichnet geschmeckt hat uns das Abendessen.

Hotel Pinamonte
Leckeres Abendessen im Hotel

In meinem Komoot-Profil ist der genaue Streckenverlauf zu sehen:
https://www.komoot.de/collection/1701339/-via-claudia-augusta