Bekanntlich legen die Fahrer der Tour de France nach anstrengenden Bergetappen auch gerne mal einen Ruhetag ein. Ich möchte uns natürlich nicht mit Profirennfahrern vergleichen. Und die Höhenmeter, die wir am vorherigen Tag zu absolvieren hatten, mögen für Andere wenig sein. Wir jedoch waren froh nach vier Tagen unseren Körpern eine Erholung zu gönnen. Körperliche Beschwerden hatten wir zum Glück bislang keine, aber der verlängerte Rücken und besonders die Sitzstellen verlangten nach einer Pause. Ausserdem waren für diesen Tag gewittrige Schauer angesagt.
Am Vormittag machten wir einen Spaziergang durch Burgeis und erfreuten uns an der Landschaft.
Hoch oberhalb des Ortes thront das Kloster Marienberg des Benediktinerordens.
Die Fürstenburg beherbergt heute eine Fachschule für Land- und Forstwirtschaft.
Vom Balkon unseres Zimmers, auf den wir uns nach dem Spaziergang entspannten, hatten wir einen guten Blick auf den schneebedeckten Ortler.
Eine kleine Stärkung an Nachmittag musste natürlich sein …
Der frühe Vogel fängt den Wurm. Man kann sich denken, warum ich das schreibe, denn Punkt sieben Uhr machten wir uns auf den Weg die nächste Etappe zu absolvieren.
Vor uns sollten 72 Kilometer und 900 Höhenmeter liegen und uns an unsere physischen Grenzen bringen. Davon ahnten wir aber noch nichts, als wir unser Hotel in Meran verließen.
Ich hätte gerne einmal gesehen, wie sich vier Personen auf diesem Rad fortbewegen.
Fast vom Hotel weg ging es langsam aber stetig konstant bergauf. Wir gewannen immer mehr Höhenmeter.
Die erste Herausforderung war der Anstieg (kanpp 200 Höhenmeter) zu den Trauttmansdorffer Thronsesseln, die einen wunderbaren Ausblick auf Meran boten. Gerade am frühen Morgen, wenn das Licht noch besonders ist und man an diesem Aussichtspunkt alleine ist, übt dieser Platz einen besonderen Reiz aus.
Ein paar Kilometer weiter fährt die Seilbahn Aschbach auf 1349 Meter hinauf. Natürlich ließen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen, stellten unser Gepäck beim freundlichen Kassier ab und nahmen die Bahn nach oben um anschließend mit den Rädern einen asphaltierten Weg wieder zur Talstation zu fahren.
Schon während der Auffahrt kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus, so wunderschön präsentierte sich das Tal und die hohen Berge.
Auf den 10 Kilometer nach unten in das Tal hielten wir mehrmals an, um das atemberaubende Panorama auf die schöne Landschaft zu genießen.
Unten angekommen wären wir am Liebsten noch einmal nach oben gefahren, so gut hat es uns gefallen.
Gut gelaunt und mit einem Hochgefühl fuhren wir jedoch weiter. Höhenmeter um Höhenmeter ging es immer mehr nach oben. Die Strecke war jetzt wieder wesentlich abwechlsungsreicher, denn sie führte durch zahlreiche kleinere und größere Orte, in denen es immer etwas zu sehen gab. Das Auge fährt schließlich mit und wenn es was zu sehen gibt, ist die Anstrengung auch nicht so sehr zu spüren.
In Naturns füllten wir unsere Wasservorräte auf und erfrischten uns, denn mittlerweile war das Thermometer wieder nahe an die 30°C geklettert. Die Abkühlung tat gut!
Ebenso gelegen kam die Apfelsafttankstelle kurz danach. Dort konnte man zwischen drei verschiedenen Apfelsaftsorten wählen – wir haben von allen drei probiert. Lecker! Der Preis von 0,50 € je 0,2l Becher war als äußerst fair zu bezeichnen. Auch deckten wir uns mit Äpfeln ein, die natürlich sehr gut schmeckten.
Die Mittagspause legten wir in Schlanders ein, wo wir auch unsere E-Bikes mit frischem Strom versorgten. Die bike energy-Ladestation ist als vorbildlich zu bezeichnen. Es gibt insgesamt fünf Anschlüsse, wobei vier für die bike energy-eigenen Ladekabel sind. Weiterhin gibt es noch eine normale Steckdose. Die für die unterschiedlichen E-Bike-Motor-Hersteller passenden Ladekabel kann man einem kleinen Schränkchen entnehmen. Das Laden ist kostenlos.
Eine Stunde reichte um die Akkus auf 90% aufzuladen, genug um die restlichen 500 Höhenmeter in Angriff zu nehmen – so hofften wir.
Keine Ahnung, was das ist … Im Zweifelsfall einfach – Kunst:
Frisch gestärkt radelten wir los und kamen bald durch Laas, was durch seinen Marmor bekannt ist. Die Marmorvorkommen im Laaser Tal wurden vermutlich bereits in der Römerzeit abgebaut. Sichtbare Zeugnisse des Marmorabbaus sind zahlreiche Skulpturen, die entlang des Radwegs stehen.
Auch konnten wir einen ersten Blick auf den 3905 m hohen Ortler erhaschen.
Kurze Zeit später, nach Glurns, begann der heftige, aber auch landschaftlich schöne Anstieg in das heutige Ziel Burgeis. Über Kilometer hinweg waren Steigungen von mehr als 10 % zu absolvieren. Man konnte zusehen, wie die Restkapazität der Akkus immer mehr schmolz. Wir überholten einige Radler, die sich ohne elektrische Unterstützung den Anstieg hinaufquälten. Aber selbst wir mit E-Bikes waren am Anschlag. Zum Glück nahm mit jedem Höhenmeter auch die Temperatur ab, so dass es einigermaßen erträglich war. Geschwitzt haben wir aber natürlich trotzdem.
Glücklich und zufrieden kamen wir schließlich in Burgeis an, dem heutigen Ziel.
Spontan entschlossen wir uns am nächsten Tag einen Ruhetag einzulegen, auch weil uns das Hotel St. Nikolaus in Burgeis und speziell deren Küche so gut gefallen hat.